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Osteuropa 1988 - Nach Bulgarien

 
Teil 3

03.09.
Anfangs mit den Rädern bei völliger Finsternis durch den etwa 1km langen Tunnel getastet, erblicken wir bald auf der Südseite des Gebirgskammes die Sonne und genießen fast einen ganzen Tag lang die auf dieser Seite weniger steile Abfahrt bis fast nach Bukarest.
Vorbei an einem großen Stausee und den Ortschaften Curtea de Arges und Pitesti, finden wir nach langer vergeblicher Suche eine Stelle zum Zelten hinter Gaiesti.
174 km

04.09.
Die geplante Strecke führt uns über Bukarest - nicht das uns dieses Monstrum aus Schmutz und Beton gereizt hätte, aber auf den Fernstraßen, die uns so schnell wie möglich nach Bulgarien bringen sollten, konnten wir der Stadt kaum ausweichen.
In meinen Aufzeichnungen, die ich nach unserer Rückkehr aus dem Gedächtnis zu restaurieren versuchte, ist von "beschissenen Straßen" die Rede. Teilweise besteht der Straßenbelag aus breitgefahrenem Bauschutt, und aus Angst um unsere Reifen tragen wir die Räder streckenweise.
Wir sind froh, als wir endlich wieder auf der Landstraße sind und schaffen es an diesem Tag fast bis Giurgiu vor der bulgarischen Grenze.
139 km

05.09.
Wir erreichen Bulgarien, die Grenzstadt Ruse.
Wir sind so gut im Zeitplan, daß wir beschließen, nicht direkt zum Schwarzen Meer zu fahren, sondern einen Umweg über Veliko Tarnovo zu machen. Daher geht es nun nicht östlich weiter, sondern wir fahren südwestlich ...
In einem Ort namens Bjala kaufen wir ein und suchen kurz danach einen Übernachtungsplatz.
83 km

06.09.
Veliko Tarnovo. Wir wollen in der Stadt eigentlich einen Tag bleiben, finden aber keinen Zeltplatz. So kaufen wir ein und fahren abends aus der Stadt Richtung Varna. Nahe eines Motels an der Straße kommen wir dann doch noch auf einem Zeltplatz unter.
73 km

07.09.
Wir lassen unser Zelt einen Tag stehen und fahren mit dem Bus zurück nach Veliko Tarnovo. Es wird ein ausgiebiger Stadtbummel: die Altstadt, Denkmäler, Galerien, die Festungsruine. Teilweise nieselt es und wir sind froh, nicht auf dem Rad unterwegs zu sein.
0 km

Veliko Tarnovo - die alte Zarenstadt.
Knapp 70000 Einwohner. Auch Turnovo oder Trnovo genannt. "Veliko Tarnovo" heißt "Großes Tarnovo".
Die Altstadt erhebt sich an den fast senkrechten Hängen des Jantra. Veliko Tarnovo war die Hauptstadt des zweiten bulgarischen Reiches (1185-1396); vieles der alten Pracht wurde aber 1911 von den Türken zerstört. Ruinen der alten Burganlage und der alten Gebäude wurden restauriert und sind heute Kulturdenkmal.

08.09.
Heute geht es weiter Richtung Schwarzes Meer.
Wir schaffen es bis Targoviste und zelten wild kurz hinter dem Ort.
113 km

09.09.
Wir fahren an Sumen vorbei und erreichen Varna. Das letzte Teilstück unserer Strecke ist Autobahn.
Eine ganze Weile suchen wir nach einem Campingplatz am Meer, aber es werden noch einige Kilometer, bis wir letztendlich auf dem Zeltplatz "Panorama" am Goldstrand landen.
154 km


Ankunft am Schwarzen Meer - ein Traum ist erfüllt

10.09.
Wir haben eine Verabredung mit Freunden, die mit der Bahn ans Schwarze Meer wollten, festgemacht an Zeltplatz und Zeitpunkt des Treffs.
Deshalb fahren wir weiter nördlich, aber den Zeltplatz "Exotica" gibt es nicht mehr. Wir bleiben auf dem nächstgelegenen Campingplatz "Albena".
13 km

11.-13.09.
Eigentlich hatten wir uns für den Mittag des 11.September auf dem Zeltplatz verabredet, aber daß unsere Freunde nicht pünklich eintrafen, machte uns erstmal keine Sorge - wir wissen, wieviel dawischenkommen kann.
Nach den vielen Tagen auf dem Rad langweilen wir uns aber entsetzlich.
Am 12.09. abends tauchen plötzlich Gabi und Lutz auf dem Zeltplatz auf. Die Freude ist riesengroß, nachträglich stellt sich heraus, daß wir sowohl bezüglich Tag als auch Zeitpunkt völlig verschiedene Termine im Kopf hatten. Trotzdem sind wir natürlich froh, daß es doch noch geklappt hat; und so verbringen wir gemeinsam zwei Sonnentage am Meer ...
0 km


 

Zeltplatz am Schwarzen Meer

14.09.
Es heißt Abschied nehmen.
Am Vortag hatten wir bereits die Platzkarten in Varna besorgt. Am heutigen Mittwoch fahren Torsten und ich mit Gepäck zum Bahnhof Varna und nehmen dort unsere Räder völlig auseinander, so daß man das Paket problemlos unter den Sitz im Schnellzug schieben kann.
Wenig später geht es mit dem "Trakia-Express" wieder zurück nach Leipzig.
31 km

 



  © Matthias Mann, 27.12.2012           Kontakt